Im Herbst waren wir zum allerersten Mal im Allgäu, genauer gesagt in Oberstdorf.
Das ist so ein schnuckeliger Ort und gar nicht so kitschig, wie wir immer dachten. Der Ort ist nicht verbaut, die meisten Häuser sind in der traditionellen bayrischen Bauart errichtet und erhalten worden, auch neue Gebäude werden in diesem Stil erbaut.
Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter, der September und Oktober waren noch wunderbar warm und sonnig, wenn auch an manchen Tagen der Schnee schon verdächtig weit hinunter ins Tal kam, aber auch schnell wieder wegschmolz.
Uns hat nichts im Wohnmobil gehalten, rund um Oberstdorf gibt es gut ausgebaute und ausgeschilderte Wanderwege in die Bergwelt oder im ebenen Tal. Für jeden ist die richtige Tour zu finden. Es gibt auch geführte Touren von der Touristinformation Oberstdorf, die wir zwar nicht mitgemacht haben, aber sehr interessant klangen.
Schnell merkten wir, dass wir mit unseren uralten Wanderstiefeln nicht mehr weit kommen würden, daher ergriffen wir die Chance und erstanden in einem der vielen Läden in Oberstdorf neue bequeme Wanderstiefel für uns. So konnten wir durchstarten zu neuen Abenteuern.
Zu Beginn sind wir einfach nur mal in das Oytal gewandert, hier gibt es einen gut ausgebauten Weg entlang der Oy in das Tal hinein. Das ist ein sehr schöner Weg entlang des rauschenden Bergbaches, der teilweise lautstark und brausend kaskadenförmig talabwärts strömt. Das Tal kann man sehr weit hinaufwandern, bis unter die Höfats zur Käseralp, was dann aber auch heißt, dass man schon ordentlich Höhenmeter machen muss.Während der Wanderung kann man ein atemberaubendes Panorama auf die Berge genießen, die rechts und links immer höher in den stahlblauen Himmel ragen. Wer aber nicht so weit mag, wandert nur bis zum Berggasthaus. Dort kann man dann mit Blick auf den Gleitweg, der sich steil hoch in Richtung Nebelhorn windet und ganz schöne Strapazen verspricht und Weißgott nicht für jedermann ist, eine erfrischende Saftschorle genießen und selbst gebackenen Kuchen essen.
Am Nachmittag kommt dann der spaßigste Part dieser kleinen Wanderung, denn man kann am Gasthaus einen Tretroller mieten, mit dem man dann die asphaltierte Straße im Affenzahn gen Oberstdorf brausen kann. Für Kinder und Erwachsene eine Riesengaudi.
Am Abend war dann noch ein Event in der Eislaufhalle, die Nebelhorn-Trophy mit Abendveranstaltung. Hier konnten wir tolle Küren bewundern und haben sogar das Olympia Gold-Eislaufpaar und die Einzel-Olympiasiegerin gesehen. Nachmittags kann man hier auch ganz toll selbst Schlittschuhlaufen. Die Eishalle ist schön groß und nicht überlaufen, wie wir es von Planten & Blomen in Hamburg kennen.
Eine weitere Tour war ein Ausflug zur Breitachklamm. Da uns das als Komplettwanderung zuviel war, sind wir zur Breitachklamm ab dem Bahnhof Oberstdorf 10 Minuten mit dem Bus zum unteren Eingang der Breitachklamm gefahren. Auch wenn es dann am Ticketverkauf noch voll ist, das verläuft sich in der Klamm dann doch ganz gut. Die Klamm beginnt ganz harmlos, der Weg führt entlang der Breitach, die sich dort im Laufe der Jahrmillionen tief in den Fels gefräst hat. Das Tal ist hier noch recht weit und die Breitach schon wieder verhältnismäßig ruhig. Doch mit jedem Abschnitt, den man weiter gegen den Lauf der Breitach kommt, wird selbige tosender.
Das Gelände wird felsiger und die Felswände kommen einander immer näher. Es wird immer dunkler und nasser, Wasser tropft von den Wänden und es ist kühl. Also an wasserfeste Kleidung (Regenjacke) und Wanderstiefel denken. Der Weg ist teils matschig und glitschig. Nach ein paar Minuten ist man an dem Punkt angekommen, wo die Breitach in einem mörderischen Tosen durch enge Felsspalten schießt.
Es ist sehr beeindruckend, zusehen was für eine Kraft Wasser entwickelt und sich immer einen Weg sucht. Große Baumstämme liegen verkeilt im Bachlauf, auch sie wurden durch die enorme Kraft des Wassers mitgerissen.
Dann öffnet sich die Klamm wieder und man ist am oberen Teil der Breitachklamm angekommen. Hier kann man nun wieder umdrehen und zurück zum Ausgangspunkt laufen, oder, wie wir, auf der anderen Seite der Klamm das Gelände verlassen und dann zu Fuß, über die Talstation der Söllereckbahn und Freibergsee (hier kann man gut direkt am See einkehren) zurück nach Oberstdorf wandern. Dafür sollte man dann aber den ganzen Tag veranschlagen, ausreichend Proviant mitnehmen und immer mal wieder kleine Pausen machen um auch mal in Ruhe die tollen Ausblicke auf sich wirken zu lassen.
Ist man dann wieder am Campingplatz angekommen, weiß man, was man getan hat und freut sich auf ein zünftiges Abendessen.
Zuguterletzt sind wir dann noch bei herrlichstem Sonnenschein hinauf zum Nebelhorn. Nein, nicht komplett zu Fuß, wir haben schon erst einmal die Seilbahn vom Tal hoch zur Seealpe genommen. Man könnte auch gemütlich von der Talstation zur Seealpe laufen, dann eine Station weiter zum Höfatsblick fahren und den Rest wieder laufen. Aber wir wollten früh hoch und haben uns deshalb die erste Etappe gespart.
An der Station Höfatsblick sind wir dann ausgestiegen und wollten über den Weg 3, den Südgrat hinauf zum Nebelhorn. Tja, leider hab ich die Karte falsch gedeutet und so fanden wir uns plötzlich auf dem Weg zur Geißalp wieder. Der Weg war mit 3,5h ausgewiesen, und da wir schon ein gutes Stück gegangen waren, beschlossen wir, den Weg weiterzugehen, da man auch auf dem Weg noch einen Schlenker in Richtung Gipfelstation Nebelhorn machen kann.
Nun gut, der ideale Weg ist es nicht, man wandert/klettert zuerst gut 300-400m wieder den Berg hinunter, um dann über einen Grat hinüber wieder in Richtung Nebelhorn immer an der Seite des Grates all das und mehr wieder hinaufzusteigen. Die Strecke war sehr anspruchsvoll, es war, so stellte sich hinterher heraus, eine für geübte Wanderer. Ja, das erklärt einiges. Aber der Blick und die Sonne haben uns mehr als entlohnt und als wir nach 3,5h fix und fertig oben an der Bergstation ankamen, waren wir sehr stolz auf uns und haben erst einmal eine Brotzeit gemacht.
Hinunter sind wir dann den einfachsten Weg zur Station Höfatsblick gegangen, von dort aus dann mit der Seilbahn wieder zurück in den Ort, wo wir uns mit leckerem Kuchen eingedeckt und am Wohnmobil dann selbigen mit Kaffee genossen haben. Die Kalorien hatten wir uns verdient.
Übrigens kann man in Oberstdorf leckeren Käse kaufen. Wir sind inzwischen Stammkunden bei der Käse-Alp in Oberstdorf, denn hier kann man nicht nur bei seinem Aufenthalt in Oberstdorf Käse kaufen, sondern sich diesen später auch schicken lassen und hat so immer wieder mal ein Stück Oberstdorf und Allgäu zuhause.
Leider war die Zeit in Oberstdorf viel zu schnell vorbei und eines ist sicher, wir waren nicht das letzte Mal hier!
Wir fuhren am Vormittag weiter in Richtung Sonthofen, denn hier hatten wir noch etwas vor. Es gibt hier ein Wonnemar, mit einer tollen Saunalandschaft, sogar mit einer Alpen-Panoramasauna. Ein Traum. Bei 20 Grad konnte man sich sogar noch gut im Garten sonnen. Erst am Nachmittag sind wir dann ganz entspannt gen Norden weitergefahren und haben das Allgäu hinter uns gelassen.