Lange hatten wir überlegt, ob wir in Zeiten der Corona-Pandemie ins Ausland verreisen sollen. Doch dann wurde uns klar, in Deutschland bleiben wohl fast alle und es würde ganz sicher hier kein entspannter Urlaub mit dem Wohnmobil werden.
Wo, so überlegten wir uns, ist man schwerer von Corona getroffen gewesen und weiß nun, worauf es ankommt ?
Wohl in Italien. Da wollten wir ja sowieso hin, das war schon lange vor Corona geplant und teilweise auch gebucht gewesen. Also beschlossen wir, unseren Urlaub 2020 wie geplant durchzuziehen.
Es sollte ein etwas anderer Urlaub im Coronajahr 2020 werden.
Gebucht hatten wir zum Jahreswechsel 2019 – 2020 die Fährverbindungen und die sieben Tage auf dem Campingplatz Capo Ferrato auf Sardinien und wir ließen es gemächlich auf uns zukommen, ob der Urlaub nun stattfinden kann oder nicht. Die Fährverbindungen wurden ab März regelmäßig geprüft und Corsica Ferries erlaubte das kostenfreie Verschieben der Fährverbindung für Abfahrten zunächst bis Ende Juni und dann bis zum 15. Juli, ein paar Tage bevor wir fahren wollten.
Die Infektionslage besserte sich vor allem auch in Italien und wir entschieden Mitte Juni, dass wir fahren werden. Wo, wenn nicht im Wohnmobil, konnten wir die geltenden AHA Regeln super einhalten.
So begann es dann am Nachmittag bei mal wieder regnerischem Wetter mit der ersten kurzen Etappe zum kleinen kostenfreien Stellplatz in der Innenstadt von Moringen. Morgens früh ging es dann bei Regen, wie immer bei den großen Touren durch Deutschland, zunächst ohne Frühstück weiter. Wir kauften Brötchen vom örtlichen Bäcker und das erste Sommerurlaubsfrühstück auf dem Rastplatz konnte stattfinden.
Wir kamen gut durch und erreichten bei strahlendem Sommerwetter um 17 Uhr Wangen im Allgäu. Der dortige Stellplatz hatte noch einige freie Plätze und wir genossen den lauen Sommerabend bei einem coronagerechten Abendessen bei Fidelis 1505 am Marktplatz.
Um 8:00 Uhr am nächsten Morgen starteten wir die Weiterfahrt nach Italien über die Schweiz. Wir holten uns wieder Brötchen und frühstückten in der Schweiz mit dem Blick auf die Schweizer Alpen. Mit die Via App für die notwendige Schwerverkehrsabgabe für die Schweiz hatten wir doch tatsächlich noch 3 Tage Zeit, die verbliebenen 8 Tage aus unserer Buchung vom letzten Jahr abzufahren.
So erreichten wir mittags bei strahlendem Sonnenschein Italien und fuhren auf den ersten Stellplatz, einem uns schon bekannten, nach Como. Aufgrund der schlimmen Bilder aus dem Frühjahr aus der Region hatten wir ursprünglich gar nicht vor, hier anzuhalten. Wir warfen dann doch alle Bedenken über Bord und fuhren doch hin.
Auf dem Weg zum Stellplatz füllten wir unsere Vorräte mit italienischen Leckereien auf und kamen an dem fast leeren Platz an. Wir machten uns dann zu Fuß auf den Weg zur Fähre und schipperten über den See nach Como zum Bummeln. Die Lombardei war zu Hochzeiten der Pandemie im April die am schwersten betroffene Region Italiens und womöglich Europas. Hier verlor nahezu jeder ein Familienmitglied oder einen Bekannten. Das war deutlich zu spüren. Jeder wirklich jeder hielt ausreichend Abstand und trug eine Maske. Die Innenstadt von Como war wie ausgestorben.
Am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr gleich nach dem Frühstück weiter in Richtung Toskana. Wir wollten möglichst nahe an Livorno ran, dabei aber die großen Städte wie Florenz oder Lucca meiden. So fuhren wir nach Barga zum Stellplatz La Cantina del Vino. Es war warm und wir hatten Sonne satt. Die Cantina hat einen neuen großzügigen Stellplatz mit nagelneuer Ver- und Entsorgungsmöglichkeit. Hier, das wissen wir gleich, wollen wir nach Sardinien auf jeden Fall nochmal hin.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir gegen Mittag gemütlich zum Fährhafen von Livorno, ging unsere Fähre nach Sardinien am nächsten Tag doch sehr früh am Morgen. Vorher wurde noch der obligatorischen Großeinkauf auf dem Festland absolviert, dann fuhren wir zum Hafen und stellten uns auf einen Parkplatz an der Zufahrt. Hier warteten wir auf die Fährabfahrt. Lange waren wir hier nicht alleine, bald schon gesellten sich weitere Wohnmobile zu uns.
Am nächsten Morgen, nach einem typisch italienischen Frühstück, genossen wir eine ruhige und entspannte Überfahrt in der glücklicherweise von uns im Vorfeld zusätzlich gebuchten Kabine. Hier galt, anders als auf dem ganzen Schiff, keine Maskenpflicht. Außerdem konnten wir hier alle mal ohne Zeitbegrenzung ausgiebig duschen.
Felice bekam einen Platz ganz vorne, das sicherte nach der Ankunft die zügige Abfahrt von Bord. Das war dieses Jahr nicht unwichtig, da bei allen Einreisenden die Temperatur gemessen wurde und sich der Einreiseverkehr dadurch staute.
Unsere erste Station war die Isola dei Gabbioni. Der Campingplatz war für uns überraschenderweise sehr voll, hatte er doch keinen direkten Strandzugang. Insgesamt gefiel uns der Platz nicht so gut, wir bleiben zwei Nächte und fuhren dann weiter an die Westküste nördlich von Oristano.
Der ausgesuchte Campingplatz IsArenas liegt sehr ruhig an einem kilometerlangen Sandstrand. Vom Meer ist er durch eine Düne getrennt und somit schön windgeschützt, denn an der Westküste weht der Wind fortwährend. Es gibt keine festen Stellplätze, was Vor-und Nachteile hat. Der Boden ist teilweise extrem sandig, so dass man sich mit schwereren Fahrzeugen zwangsläufig festfährt. Man muss also gut abwägen, wo man sich hinstellt. Dafür steht man hier aber auch viel luftiger, schön schattig und hat seine Ruhe. Die sanitären Anlagen sind einfach, haben ihre beste Zeit schon länger hinter sich, aber in Ordnung und sauber. Hier gefällt es uns!
Zu hören war aber die allabendliche Animation auf dem größeren Nachbarplatz, das müssen wir nicht haben. Allerdings gibt es hier in der Nähe auch außer dem S‘Archittu, einem natürlichem Felsdurchlass am Meer nichts weiter. Keine größeren Orte, keine größeren Supermärkte oder ähnliches. Man muss sich also vorher gut mit Proviant eindecken.
Das waren drei entspannte und günstige Nächte! Wir haben pro Nacht nur 21 € für alles bezahlt!
Weiter ging es nach Chia zum Stellplatz am Spiaggia dei Giudei, mit 22 € pro Nacht inkl. Strom, Abwaschen, Ver- und Entsorgung absolut in Ordnung. Hier liegt ein sensationeller Sandstrand mit einer Salzwasserlagune im Hinterland mit Flamingos.
Weiter ging es nach einem Zwischenstopp im Centro Commerciale von Cagliari zum Camping Spiaggia del Riso in Villasimius.
Ein durch die Straße zweigeteilter Platz mit einem sonnigen Beachview und einem schattigen Gardenview. Auf der Strandseite kann man zwar am Strand stehen, sieht aber durch vorgelagerten Büsche nicht viel. Wir standen auf der anderen Straßenseite in der Pineta, dort ist es wesentlich leerer und schön schattig. Die Strände sind sehr schmal und nicht wirklich schön, das Wasser aber ist herrlich und schön flach.
Zum Abschluss unserer Rundreise ging es, wie auch im letzten Jahr, für sieben Tage zum Camping Capo Ferrato
Der Platz war wie immer rappelvoll, der Anteil der einheimischen Sarden und Italiener sehr hoch. Entsprechend laut ging es zu. Unsere Parzelle wurde einfach als Durchgang quer durch die aufgehängte Wäsche durch die befreundeten italienischen Familien verwendet. Insgesamt mussten wir leider feststellen, dass es hier in diesem Jahr deutlich ruppiger im Umgang unter den Campern zu ging.
Am späten Nachmittag unternahmen wir häufig Ausflüge mit unserem Elektroroller und deckten uns in Camisa mit sardischen Leckereien, wie einen Laib Pecorino oder leckeren Honig ein.
Irgendwann neigt sich leider auch dieser Urlaub dem Ende zu und so ging es zwangsläufig zurück in den Norden der Insel in Richtung Fährhafen. Dafür suchten wir noch einen Platz auf halber Strecke.
Wir landeten schließlich auf dem Wohnmobilstellplatz nahe Tortoli. Der Stellplatz war am Sonntag komplett voll oder besser noch voll, obwohl wir zeitig dort ankamen. Der Platz ist groß, hat an einigen Plätzen Strom, keine Toilette, aber Grauwasser und Chemietoilettenentsorgung, außerdem Abwaschmöglichkeiten und zwar wenige, aber gute Duschen. Wir bekommen einen „Notfallplatz“ recht weit oberhalb, stehen dort in praller Sonne (haben andere Plätze aber auch), der Wind ist aber erfrischend. So ist es gut auszuhalten. Teilweise werden Hunde auf den hinteren Teil gassigeführt und am Abend sammeln sich dort Jugendliche. Aber normalerweise steht dort ja auch keiner.
Nachmittags noch einen kleinen Ausflug mit dem Elektroroller nach Tortoli und zu den roten Klippen von Árbatax.
Unseren letzten Übernachtungsplatz auf der Insel kannten wir schon vom Vorjahr, den Parkplatz in Golfo Aranci. Ein letztes abendliches Bad und der Bummel über den Nachtmarkt beendete unseren diesjährigen Aufenthalt auf Sardinien.
Die Rückfahrt mit der Fähre nach Livorno am frühen Morgen begannen wir mit einem leckeren Espresso. Wieder haben wir uns eine Kabine gebucht. Dadurch gestaltet sich auch die Rückreise sehr kurzweilig und entspannt.
Wie bereits erwähnt ging es nach Ankunft auf dem Festland erneut für eine Nacht zum Stellplatz La Cantina del Vino in Barga, bevor wir wieder Richtung Norden nach Hause starteten. Die Betreiber erinnerten sich noch an uns und waren so freudig überrascht, dass es gleich zum gemütlichen Umtrunk ging.
Den nächsten Zwischenstopp legten wir dann auf dem Stellplatz Desenzano Lago di Garda ein. Wollten wir doch noch einmal das Flair des Gardasees genießen und am Abend noch eine letzte Granita naschen.
Am nächsten Morgen ging es an die letzten Kilometer in Italien, allerdings noch mit einem kleinen Zwischenstopp im Winehouse in Bozen. Hier decken wir uns alle zwei Jahre mit Weinen aus Südtirol ein; weiter über den Brenner nach Bayern, genauer nach Garmisch Patenkirchen.
Der Stellplatz Wankbahn sollte es für eine Nacht sein. Wir waren schnell sehr ernüchtert. Dies ist kein schöner Stellplatz, sondern nur ein Parkplatz mit engen Stellplätzen, engem Entsorgungsbereich für Grauwasser und dreckigen Toiletten. Wohnmobilisten, die nach der knappen Check-in Zeit am Abend ankamen und so keine Quittung im Fenster hatten, wurden morgens um 6 Uhr unsanft aus dem Bett geholt und aufgefordert, sofort zu zahlen. Das hat auch uns unsanft geweckt, wir hatten nun endgültig keine Lust mehr und fuhren, anders als eigentlich geplant, ohne Frühstück los. Das holten wir an einem ruhigeren Ort mit frischen Brötchen nach.
Für die direkte Heimfahrt war es uns dann doch noch zu weit und so legten wir noch einen Zwischenstopp in Magdeburg ein. Die Stadt hat uns positiv überrascht uns so beschlossen, wir im Herbst noch mal hier aufzuschlagen.
Nach rund 4.240 km gefahrenen Kilometern und 67 h reiner Fahrtzeit kamen wir wieder heil zu Hause an.
Auch wenn es ein anderer Urlaub als sonst war, bereuen wir es nicht, unseren Plan umgesetzt zu haben. Wir hatten einen wirklich schönen Urlaub. Mal schauen wo es uns im Jahr 2021 hinzieht…..